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Märchenerzählen ist Immaterielles Kulturerbe

Beim Märchenerzählen werden Geschichten vor Publikum frei erzählt. Dies umfasst neben Helden- und Zaubermärchen auch Schwänke, Tiermärchen, ätiologische Erzählungen, mythologische Stoffe und Mischformen. 

Durch in der Kultur fest verankerter Erzählstoffe werden Denkanstöße gegeben und Sinn vermittelt, aber ebenso wird Sprache gefördert und Phantasie angeregt. Märchen sind als kollektiver, identitätsstiftender Erfahrungsschatz gespeichert, der durch das Erzählen immer wieder neu aktualisiert wird.

Das traditionelle Erzählen von Märchen war einst wichtiger Bestandteil des Gemeinschaftslebens und auch heute gibt es eine fortlebende, oft öffentlich ausgetragene Erzähltradition. Erzählen setzt eine „Erzählgemeinschaft“ voraus und es ist wichtig, dass der Erzählstoff das Publikum anspricht. Die Interaktion zwischen Publikum und Erzähler hat größten Einfluss auf die Interpretation des Märchens.

Märchenerzählen ist eine Kunst, die sich an alle Bildungsniveaus, Alters- und Bevölkerungsschichten richtet. Da alle Kulturen mündlich tradierte Erzählformen haben, eignen sich Stoffe und Erzählen von Märchen für interkulturelle Zusammenarbeit und Verständigung. So existieren bereits Integrationsprojekte, die sich das Ziel gesetzt haben, mit Märchenerzählen Brücken zu bauen.

Wie alt Märchen sind, lässt sich aufgrund ihrer Formung und Prägung durch einen mündlichen Überlieferungsprozess kaum feststellen. Nach neuesten Erkenntnissen in der Mythenforschung, lassen sich einige bis heute verbreitete Erzählkomplexe bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen. Viele Märchen wurden im Laufe der Zeit schriftlich fixiert, beispielsweise von den Gebrüdern Grimm ab 1812. Diese Aufzeichnungen dienen heute als Grundlage für mündliches Märchenerzählen.

Dr. Angelika Hirsch, Vizepräsidentin der Europäischen Märchengesellschaft

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